- Offizieller Beitrag
FRANKFURT. Ist es intolerant, einer Lehrerin muslimischen Glaubens das Tragen eines Kopftuchs im Unterricht zu untersagen - oder ist das Kopftuch selbst ein Symbol der Unfreiheit und Intoleranz? Ein Beispiel für komplexe politische Konflikte, in denen jede Partei für sich die Tugend der Toleranz reklamiert. Ob es um den Bau von Moscheen, das Kruzifix in Klassenraum, die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften geht, immer wieder wird der ehrwürdige Begriff der Toleranz bemüht, um Konflikte zu entschärfen - aber was heißt "Toleranz" genau? Der Philosoph und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Rainer Forst beschäftigt sich mit verschiedenen, auch historisch gewachsenen Konzeptionen von Toleranz. Sein favorisiertes Modell orientiert sich an dem Prinzip des wechselseitigen Respekts: Vertritt der Andere eine Auffassung, die man zwar als falsch erachtet, die aber weder unvernünftig noch unmoralisch ist, so gibt es keine ausreichenden Gründe, diese Überzeugung zurückzuweisen. Und dabei ist es unmaßgeblich, ob es sich um die Position einer Mehrheit oder Minderheit handelt.